Das innere Licht des Winters & das Dunkel-Retreat

Ein Weg zur Selbsterkenntnis:

Der Winter lehrt uns, dass wir die Kraft, die dieser Jahreszeit innewohnt, nur dann völlig schätzen und nutzen können, wenn wir uns ihr hingeben und von dem, was sie uns zu bieten hat, lernen.

In der Chinesischen Medizin wird der Zyklus der 4 Jahreszeiten auch als eine Metapher für den zirkadianen Rhythmus, den wir täglich erleben, gesehen: Der Winter steht für die Nacht und der Frühling für den Morgen, der Sommer repräsentiert den Mittag und der Herbst den Abend.

Der mythische gelbe Kaiser und mutmaßliche Begründer der chinesischen Medizin führt im Werk „Huang Di nei jing“ dazu Folgendes aus: „Im Winter ist alles verborgen. Der Winter ist die Zeit des Rückzugs in die Tiefe, eine Periode, in der das Yin das Yang dominiert. Aus diesem Grund sollte man sich zurückhalten und das Yang nicht verschwenden, damit sich die Yin-Reserven im Inneren aufbauen können.“ Weiterhin empfiehlt er „Begierden und mentale Aktivität“ ruhig zu halten, so als würde man „ein glückliches Geheimnis“ in sich tragen. Obwohl es in unserer extrovertierten Welt so etwas wie ein glückliches Geheimnis nicht mehr zu geben scheint, weiß man doch, was damit gemeint ist und wie es sich im Inneren anfühlt.

Die Tiefe und damit die Verbindung zu unserer inneren Welt, die sich in der Nacht des Winters öffnet, ist ein Ort, der nicht selten als gefährlich empfunden wird und so neigen wir dazu die Dunkelheit mit dem, was Licht zu sein scheint, mit Geselligkeit und Essen zu füllen, was im Exzess dazu führt, dass wir uns von eben jenem Potential entfernen.

Eine Kurzgeschichte über den weisen Sufi Mulla Nasrudin verdeutlicht dies:

Der verlorene Ring

Ein Mann beobachtete, dass Nasrudin intensiv den Boden vor seiner Tür inspizierte.

„Mulla“, sprach er ihn an, „nach was suchst du dort?“

„Ich suche nach einem Ring, den ich fallengelassen habe“, antwortete Nasrudin.

„Oh“, erwiderte der Mann und begann ihm bei der Suche zu helfen. „Sag, wo genau hast du denn gestanden, als der Ring hinunterfiel?“

„In meinem Schlafzimmer, nicht mehr als zwei Fuß von meinem Bett entfernt.“

„In deinem Schlafzimmer?“, fragte der Mann. „Warum suchst du dann hier draußen vor dem Eingang?“

„Weil das Licht hier draußen heller scheint“, antwortete Nasrudin.

Dunkel-Retreats

In diesem Zusammenhang sei anzumerken, dass ich in der Vergangenheit mehrere Dunkelretreats absolviert habe, die jeweils circa 14 Tage dauerten.

Sinnvollerweise wurden diese Retreats in die Wintermonate gelegt, wenn die Tage am kürzesten sind und dem Rückzug eine passende Atmosphäre entgegenkommt.

Ein Dunkel-Retreat bedeutet, dass während des gesamten Zeitraums kein einziges Photon Licht in die Räume fällt, in denen man sich aufhält. Alle Aktivitäten finden in vollständiger Dunkelheit statt. Diese Erfahrung ist äußerst interessant und kann allmählich zu einem sanften „Ego-Tod“ führen, gleichzeitig regt sie die Aktivität der Zirbeldrüse besonders an. Aus diesem Grund suchten Adepten in der Vergangenheit vermehrt Höhlenaufenthalte, um dort zu praktizieren. Viele Menschen fürchten sich vor absoluter Dunkelheit; nach dem ersten Schrecken jedoch nimmt man oft wahr, dass Dunkelheit eine warme, sanft einhüllende Qualität besitzt – vergleichbar mit dem Mutterleib.

In den ersten Tagen steigt die Produktion des von der Zirbeldrüse synthetisierten Schlafhormons Melatonin, weshalb der Großteil der Zeit dem Schlaf gewidmet ist. Im Verlauf der Retreats bildet der Körper weitere Neurotransmitter wie Pinolin und DMT. Wenn die Mengen dieser Moleküle eine biologische Schwelle überschreiten, beginnt das innere Licht zu scheinen bzw. das sogenannte dritte Auge wird aktiv. Durch spezifische spirituelle Praktiken lässt sich diese Phase vertiefen. Die Lichtkörpermeditation, die ich während Dunkel-Retreats praktiziere, lehre ich ausschließlich im Rahmen der Diamant-Alchemie-Seminare.

Im Kern zielt dieser Prozess darauf ab, Selbsterkenntnis und Einsicht zu vertiefen, statt geistiges Kino zu konsumieren oder spektakuläre Erfahrungen zu erzwingen. Eine eindrückliche Beobachtung ist zudem, dass das Fehlen äußerer Lichtquellen das innere Licht aktiviert.

Grundsätzlich empfehle ich, so dunkel wie möglich zu schlafen, um die Produktion von Melatonin zu fördern, das bekanntermaßen mit dem Alter abnimmt. Melatonin fungiert nicht nur als starkes Antioxidans, sondern kann auch die Thymusdrüse verjüngen und Einfluss auf die Knochenmasse haben.

Unter den Tian Tao Yoga Übungen regen der Mikro- und Makrokosmische Energiekreislauf (Aufbau 1) und im Besonderen die Drachenperle (Aufbau 3) die Aktivität der Zirbeldrüse an.

Da der Winter mit dem Element Wasser und somit mit der Nierenenergie assoziiert wird, sind ebenfalls Übungen empfehlenswert, welche diese besonders nähren und schützen, wie die Qi Heilende und Wärmend-Liebende Übung (Aufbau 1) und der große Vogel (Aufbau 2).

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