Die zwei Grundenergien der Nieren aufbauen

Wahre das Gleichgewicht:

Die Nieren werden als Vermittler des Wasserelements gern mit den Qualitäten der Weichheit, der Anpassungskraft und des Empfänglichen assoziiert.

Gleichzeitig gelten sie aber auch als Wohnstätte der Willenskraft, die den genannten Qualitäten entgegengesetzt zu sein scheint. Dieser Widerspruch beginnt sich aufzulösen, wenn man sich verschiedene Unteraspekte der Nieren und die Relativität von Yin und Yang vergegenwärtigt.

Die Nieren gelten in der traditionellen chinesischen Medizin als Speicherorte der Vitalessenz Jing; übergeordnet werden sie daher als Yin- bzw. Speicherorgan definiert. Ihre energetische Grundqualität teilt sich zusätzlich in Yin und Yang, Wasser und Feuer, auf. Zhang Jie Bin, ein berühmter chinesischer Arzt, der ungefähr von 1563 bis 1640 lebte schrieb dazu: »Es gibt zwei Nieren, Yin und Yang sowie das Tor der Vitalität (Ming Meng Punkt), das sich zwischen ihnen befindet. Die Nieren sind die Organe des Wassers und des Feuers, die Residenz von Yin und Yang, das Meer der Essenz und sie bestimmen über Leben und Tod«.

Aufgabe des Nieren-Yang und mögliche Mangelzustände

Ihre Yang-Energie wirkt wie eine Zündflamme, die ein Licht entfacht, das sowohl Körper als auch Geist durchdringt. Das Nierenfeuer vitalisiert das gesamte System und trennt die unreinen von den reinen Aspekten. Während die verunreinigten Anteile des Wassers zur Blase geleitet und schließlich ausgeschieden werden, wird der reine Anteil in einen Nebel transformiert, der im Körper entlang bestimmter Kanäle zirkuliert, zur Lunge steigt und von dort aus alle anderen Organe und Strukturen nährt. Bildlich gesprochen stellt das Nierenfeuer die treibende Energie und notwendige Willenskraft zur Verfügung, um Hindernisse zu überwinden und vorwärts zu drängen um Ziele im Leben zu erreichen.

Die Symptome eines Yang-Mangels äußern sich unterschiedlich, gehören aber meist zu folgenden Anzeichen: dauernde Müdigkeit, Frösteln, Energielosigkeit, Schwäche im unteren Rücken und in den Knien, häufiges Wasserlassen und verminderte Libido. Ein Yang-Mangel kann auch das emotionale Wohlbefinden beeinträchtigen und zu Apathie, Antriebslosigkeit oder Depressionen führen.

Um Yang-Mangel zu beheben und die Nierengesundheit zu unterstützen, ist ein ganzheitlicher Ansatz nötig, der Lebensstil, Ernährung und pflegende Maßnahmen umfasst. Hier einige Strategien zur Wiederherstellung des Yang-Energiehaushalts:

  • Wärme und Schutz: Den Körper warm halten, besonders bei kaltem Wetter. Warme Kleidung tragen, Decken oder Heizkissen nutzen, längere Kälteexposition vermeiden.
  • Ernährung: Schwerpunkt auf wärmende, nährende Lebensmittel legen.
  • Kräuterunterstützung: Häufig eingesetzt werden Ginseng, Astragalus, Zimtrinde und Brennnesselblätter. Eine fachkundige Beratung ist wichtig, individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen.
  • Stressbewältigung: Chronischer Stress erschöpft Yang. Techniken zur Stressreduktion in den Alltag integrieren (Meditation, Atemübungen, Freude und Entspannung fördernde Aktivitäten).
  • Ausreichend Ruhe und guter Schlaf unterstützen die Yang-Energie.

Aufgabe des Nieren-Yin und mögliche Mangelzustände

Die Yin-Energie der Nieren äußerst sich in ihrer kühlenden und befeuchtenden Funktion, die sicherstellt, dass sämtliche Strukturen innerhalb des Körpers und des Geistes mit angemessener Feuchtigkeit versorgt sind. Dieser Prozess erhält Körper und Geist flexibel und verhindert den Aufbau von exzessiver Reibung, Hitze und Trockenheit, die als Anzeichen ein Nieren-Ying-Mangels zu deuten wären.

Viele Menschen geraten aus dem Gleichgewicht, weil unsere Kultur stark von Yang-Qualitäten geprägt ist. Unsere Umwelt ist oft schnell, aktiv und ergebnisorientiert – Merkmale, die dem Yang zugeordnet werden. Wenn das sympathische Nervensystem durch übermäßige Yang-Aktivität überlastet wird, schwindet das Yin.

Stress durch Medienkonsum, Alltagsdruck, Suchtmittelkonsum und zu wenig Schlaf können das Nervensystem in den Hochbetrieb versetzen, wodurch Yin verbraucht wird. Infolgedessen kümmert sich der Körper weniger um Verdauung, Hormonhaushalt, Sexualfunktion und Gedächtnis. Auch der natürliche Alterungsprozess beansprucht Yin-Energie, insbesondere Jing.

Ist Yin erschöpft, fehlen dem Körper Kühlung und Feuchtigkeit, was zu Hitzeanzeichen führen kann. Man fühlt sich vielleicht heiß, schwitzt rasch, bekommt rote Wangen, wird nervös und müde, zeigt Trockenheit, Schlafstörungen, Verstopfung, und der Zungenbelag kann dünn oder reduziert sein – alles Begleiterscheinungen eines Ungleichgewichts.

Verlangsame, um Yin aufzubauen

Unser Körper, insbesondere unser Yin, folgt dem Rhythmus der Erde. Um Yin zu stärken und zu regenerieren, ist häufig ein langsamerer Lebensstil nötig. Der Yin-Aufbau verlangt die Entwicklung eines oft vernachlässigten Anteils unserer Natur: einer sensibleren, intuitiven und akzeptierenden Haltung. Praktiken wie Tian Tao Yoga, die Stille und kontemplativen Zustand fördern, können das Nervensystem beruhigen und zu einem genährten, widerstandsfähigeren Yin führen.

In der westlichen Medizin wird gelehrt, dass die Nieren den Wasserstoffwechsel regulieren und einen Einfluss auf den Blutdruck ausüben. So können manche Nierenerkrankungen Bluthochdruck auslösen. Die traditionelle chinesische Medizin lehrt darüber hinaus, dass die Nieren für gesunde Zähne, Knochen und das Knochenmark verantwortlich sind. Da die alten chinesischen Ärzte das Gehirn und das Rückenmark als Ausdehnungen des Knochenmarks ansahen, schrieben sie den Nieren nicht nur die Regentschaft über das Skelettsystem und seine Funktionen, sondern auch über Intelligenz, Vernunft, Wahrnehmung und Gedächtnis zu.

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